Mein persönliches Highlight: VOX - das perfekte Dinner

Wen es interessiert, wie ich die Produktionszeit des "perfekten Dinners" auf VOX erfahren wird hier fündig. Der Produktionszeitraum für die Sendewoche vom 05. bis 09. März war gleich zu Anfang des Jahres - also etwa acht Wochen vor der Sendung.

Mit meinem Gastgebertag am Freitag endet eine anstrengende Woche und vorerst auch dieser Blog. Zu einem Stern habe ich es zwar nicht gebracht, aber kochen, das hab ich gelernt.

Sonntag, 21. Februar 2010

14. Können Fahrradkuriere kochen?



Bei meinem Arbeitgeber bekomme ich kurzerhand einen Monat unbezahlten Urlaub und bei einem befreundeten Maitre de Cuisine einen Praktikumsplatz. Ich kenne ihn von einem gemeinsamen Projekt das bereits Jahre zurück liegt.
Der Schnee ist frisch. Als Praktikant bin ich korrekter Weise mit dem Fahrrad angereist. Die angekündigte schwarze Tür finde ich nicht. Die Klingel auch nicht. Mein Fahrrad schließe ich an einem Laternenpfahl an, an dem für Parkplätze geworben wird die man über das Handy bezahlen kann. Der Zugang zum Restaurant könnte ich auch über den offiziellen Weg beschreiten. Gleich an der für Gäste einladenen Glastür rechts kann man einen Weg für Mitarbeiter wählen. Klingelt oder klopfet und es wird euch aufgetan. Die Anweisung hieß jedoch ausdrücklich "hinter" dem Restaurant die schwarze Tür. Da ich anständig erzogen worden bin marschiere ich brav wieder nach hinten. Ich möchte ja nicht negativ auffallen und schon gar nicht am ersten Tag. Es sei erwähnt, dass es sich um ein Restaurant handelt welches in vielerlei Hinsicht die ortansässige Regierung befüttert. Wieder am Hintereingang angekommen, der sperrangelweitoffen steht frage ich eine junge Fahrradfahrerin, ob sie wisse wo der Eingang zum Restaurant sei. Ich suche eine schwarze Tür. Ich dachte sie sei ein Fahrradkurier. Die Kleidung sportlich, Joggingstrech und souverän. Weiße Stöpsel in den Ohren. Entweder Headset oder IPod. Ich frage nach dem Eingang und bekomme die Antwort: "Na hier!" Logisch! Schließlich stehe ich auch direkt vor der Tür. Nur ist diese weit geöffnet und für alle Bonzenfahrzeuge und Lieferanten zugänglich. Wie sich herausstellt heißt der Fahrradkurrier "Franziska" und hat ebenfalls wie ich den ersten Tag in der Küche des Restaurants. Der Unterschied ist, dass sie bereits einige Tage Probearbeiten hinter sich hat und bereits weiss wie der Hase hier läuft. Ich hingegen bin völlig jungfräulich und weiß nichts.




 Franziska schickt mich nach "da lang, schräglinks". Hier öffne ich eine Tür und stehe unvermittelt in einer Restaurantküche. Ja! - Hier will ich hin. Ein junger schlanker Koch, der auf mich den Eindruck eines Auszubildenden macht steht am Herd und rührt wichtig in einem Topf. Ich stelle mich kurz vor und teile mit, dass ich der neue Praktikant sei. "Aha!" war die kurze Antwort. "Ich möchte gerne zum Küchenchef." Er stellt sich kurz vor. "Ich weiß von nichts und der ist heute nicht im Hause." sagte er kurz angebunden "....aber es wird schon seine Richtigkeit haben." meint er. Der Kommunikationsfluß scheint auf jeden Fall schon mal zu funktionieren, ist das was ich denke. "Wo kann ich mich denn umziehen?" ist das was ich frage. "Kennen Sie Sich hier aus?" "Nein, woher?" "Durch die Tür da! Warten Sie erstmal da draußen. Ich komme gleich!" " Okay." Ich mache mich vom Acker und warte im Gastraum. Zwei Minuten, Fünf Minuten. Zehn Minuten. Da sitze ich nun mit meiner sorgsam gepackten Tasche. Eine Kochhose, eine Kochjacke, devote weiße Knöpfe, rutschfestes Schuhwerk, eine Kopfbedeckung und meine Belehrung nach § 43 Abs.1 des Infektionsschutzgesetzes. Es vergehen zirka zwanzig Minuten, bevor sich jemand meiner annimmt.
 Mich beschleicht ein Gefühl der Glückseligkeit. 




"Kennen wir uns nicht?" die Frage des schlanken, schlacksigen Kochs. "Ich weiß nicht?" "Doch wir kennen uns." " Wenn Sie meinen." Ganz tief in meinen Erinnerungen kann ich mich wirklich nicht an ihn erinnern. Wie schon erwähnt, hatte ich seinerzeit mit dem Maitre an einem gemeinsamen Projekt gearbeitet und mich beschleicht eine Ahnung, dass wir uns zu der Zeit auch über den Weg gelaufen sein mussten. "Ich wüsste nicht woher." "Na wie dem auch sei. Umziehen ist hier. Pausenraum dort. Pinkeln da drüben. Such'n Se sich nen leeren Schrank und komm' se dann wieder nach vorne. Brauch'n se ne Jacke?" "Nein, ich hab alles dabei." "Bis gleich!"
"Franziska" ist ebfalls Köchin hier im Restaurant. Wie sich herausstellt ist sie ein ausführendes Organ. Gut ausgebildet, hoch motiviert und nur mindermäßig gefördert seit ihrer Ausbildung, die noch gar nicht so lange zurück liegt. Ich selbst gehe mittlerweile auf die vierzig zu. Alle anderen um mich herum haben noch eine zwei in ihrem Alter. Ich bin deprimiert. Man fragt mich aus, wieso, weshalb und mit welchem Ziel ich hier mein Praktikum mache. Meine Geschichte wackelt. Ungläubige Reaktionen. Ich bin mir nicht mehr so sicher, dass ich das hier durchhalte. Ihre Skepsis ist ja berechtigt. Ich erhalte meine ersten zwei Arbeitsaufträge. Müll rausbringen und Monsterzwiebeln schneiden.










Ich habe lange gebraucht, bis ich Schalotten, das sind diese kleinen wie Rugbyeier aussehenden Zwiebelchen, einigermaßen sauber schneiden konnte. Nun sind es allerdings die größtmöglich ausgewachsenen Gemüsezwiebeln. Mit einer Hand kaum zu halten. Geschweige denn im Klammergriff, sodass man sich nicht selbst in die Finger schneidet, wenn man mit niederfahrender Klinge das Zwiebelgemüse in "Brunoise" zerlegt. Wie man sich sicherlich denken kann habe ich mir zwar nicht meine Fingerkuppen, dafür meine Fingernägel sauber abgeschnitten. Jedoch nicht den Teil, der sowie so normalerweise übersteht, sondern das Horn flach über dem Nagelbett. Vielen Dank! Das Desinfektionsmittel in der Handwaschpaste erledigt den Rest.

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