Mein persönliches Highlight: VOX - das perfekte Dinner

Wen es interessiert, wie ich die Produktionszeit des "perfekten Dinners" auf VOX erfahren wird hier fündig. Der Produktionszeitraum für die Sendewoche vom 05. bis 09. März war gleich zu Anfang des Jahres - also etwa acht Wochen vor der Sendung.

Mit meinem Gastgebertag am Freitag endet eine anstrengende Woche und vorerst auch dieser Blog. Zu einem Stern habe ich es zwar nicht gebracht, aber kochen, das hab ich gelernt.

Dienstag, 30. März 2010

24. Am I mad?

- oder bin ich verrückt?

Es ist ein Donnerstag, kurz vor Feierabend. Ab morgen halte ich mich für fünf Tage im Norddeutschen Raum auf, um ein Projekt zu betreuen. Alle Unterlagen sind zusammengestellt, alle Koffer gepackt. An diesem Tag verabschiede ich mich bereits um fünf Uhr Nachmittags von meinen Kollegen. Die Sonne scheint und es ist warm. Mein Weg sollte mich leider nicht direkt nach Hause führen. In der Innenstadt mache ich einen Abstecher in ein Küchenfachgeschäft. Dieser Laden ist tückisch und verteufelt. Das blankgeputzte Edelstahl übt auf mich die gleiche Anziehungskraft und Faszination aus, wie die Auslagen der Juweliere auf so manche Damen der Gesellschaft. Bedienen wie an der Käsetheke, koste es was es wolle. Dort blitzen Serviettenringe, weiter hinten locken Espressomaschinen und blankpolierte Stielkasserollen. Eine dreieckige Terrinenform flüstert in einem fort: "Nimm mich mit, nimm mich mit!" Von den Dessertringen, sechs Zentimetern, habe ich bei weitem nicht genug. Und so geht es weiter. Allerdings lodern die Flammen heute eher für die rubinrötlich schimmernden Kupfertöpfe. Fest entschlossen mir mindestens einen davon mit nach Hause zu nehmen stöbere ich so durch die Regale. Langsam pirsche ich mich an. Die Verkäuferin hat mich bereits im Visier. "Nein danke, ich brauche keine Beratung!" Das geht bloß nach hinten los. Wie zufällig schlendere ich um die Backförmchen, fingere an einer Kartoffelpresse herum und schleiche mich langsam an die Töpfchen heran. Sie sind schwer. Ergonomisch enorm gut geformt. Das Gewicht und die Lage in der Hand regen den Speichelfluss von ganz alleine an. Der Boden sehr dick. Auch wenn der Topf gerade geformt ist, suggeriert die haptische Wahrnehmung eher eine Bowlingkugel. Geil! Die Schmuckstücke sind nicht ausgezeichnet. Diese Biester! Ich komme vermutlich nicht drum herum, die auf mich lauernde Verkäuferin fragen zu müssen. "Einhundertfünfundsiebzig hier der normale Stiltopf, der etwas kleinere mit einem Fassungsvermögen von siebenhundertfünfzig Millilitern einhundertfünfundvierzig und der Normale hier für zweihundertfünfundzwanzig, diese Größe brauchen sie aber auch." Es ist so als liefe man ungedeckt ins Salvenfeuer von Scharfschützen. Der tödliche Schuss wird von der Kreditkarte abgefangen, die sich wie ein Schutzengel in der oberen Reverstasche befindet. Ich verschiebe den Kupfertopfkauf auf einen anderen nicht näher bestimmten Tag und kaufe einen Spiralschneider, mit dem selbst Lafer schon Spiralen geschnitten hat. Man will ja nicht als gänzlicher Depp dastehen. Da es aber im Prinzip ja auch Töpfe sein sollten kaufe ich zudem zwei Sauteusen zu je neununddreißig Euro. Edelstahl nicht Kupfer. Ich bin süchtig. Wie jeder Junkie versuche ich offensichtliche Spuren zu verwischen. Noch ein Kochbuch und dann ab zur Kasse.
In der hiesigen Markthalle versuche ich mir einen Eindruck über Angebot und Frische zu verschaffen. Das wird schwierig, da auch hier die Feierabendglocken bereits geläutet haben. Vielleicht gönne ich mir noch einen trockenen Wein und lasse die Lebensmittelwelt einfach auf mich wirken. Da entdecke ich in einer Auslage einen Ochsenschwanz. Sieben Euro neunzig - gekauft. Einen Stand weiter wird der Fisch für den nächsten Tag auf Eis gebettet. Drei Tiger Shrimps müssen es noch sein. Weitere Dreizehn Euro. Am Käsestand noch acht Euro Fünfzig für eine Belper Knolle und für Gemüse verschiedenster Art nochmals zirka zehn Euro. Ich muss hier raus. Ab nach Hause. Meine Gedanken fahren Karussell. Wann soll ich denn das noch zubereiten? Ich bin ab morgen früh für fünf Tage auf Achse. Einfrieren? - Na daswäre schade drum. Wenn ich heute noch kochen würde, dann brauche ich weitere Zutaten. Da fehlt mir noch einiges. Auf dem Rückweg mache ich noch einen Stopp im Supermarkt. Bin ich eigentlich verrückt?


Was bleibt mir eigentlich übrig, als die Kochplatten hochzufahren und all das gute Zeug heute noch zu verarbeiten. Der Ochsenschwanz wird angeröstet, mit ihm Sellerie, Petersilienwurzel, Möhren und experimentellerweise auch noch eine Knolle Topinambur. Nachdem alles schön Farbe bekommen hat röste ich etwas Tomatenmark mit an. Das ganz lösche ich mit etwas Weißwein ab und fülle dann mit Wasser auf. Simmern lassen für die nächsten fünf Stunden.


Ich widme mich den Tiger-Shrimps. Kochen nach Kochbuch. Kopf abdrehen, Schale knacken und Darm entfernen. Klingt ekliger, als es ist. Ist der Darm nicht voll, findet man ihn auch nicht und kann ihn getrost dort belassen, wo er ist. Allerdings mögen sich die Geister hier streiten. An einem der Tierchen lasse ich die Spreizflosse dran, soll doch nett aussehen. Mit etwas Öl und Knoblauch brate ich die Krabbler kräftig aber kurz an, so dass sie ein leicht glasiges Inneres behalten.

Das "Risotto alla milanese" wird klassisch zubereitet. Schalotten mit Süßrahmbutter anschwitzen, anschließend Risottoreis hinzugeben und mit Weißwein ablöschen. Mit dem Gemüse- und Fischfond immer wieder aufgießen und einkochen lassen, bis der Reis cremig wird, jedoch noch Biss hat. Lecker, einfach Lecker. 

Man beachte den "Schwanzhund" hinter mir. 


Um 23:30h habe ich den Herd ausgeschaltet und bin ins Bett gegangen. Den Ochsenschwanz habe ich am kommenden Tag um 6:00h passiert und einmal geklärt. Anschließend eingefroren. Aus dem weichgekochten Fleisch habe ich eine Terrine gemacht. Um das Anrichten mache ich mir Gedanken, wenn ich wiederkomme. Abfahrt 10:30h!

Du bist verrückt, mein Kind!

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