Mein persönliches Highlight: VOX - das perfekte Dinner

Wen es interessiert, wie ich die Produktionszeit des "perfekten Dinners" auf VOX erfahren wird hier fündig. Der Produktionszeitraum für die Sendewoche vom 05. bis 09. März war gleich zu Anfang des Jahres - also etwa acht Wochen vor der Sendung.

Mit meinem Gastgebertag am Freitag endet eine anstrengende Woche und vorerst auch dieser Blog. Zu einem Stern habe ich es zwar nicht gebracht, aber kochen, das hab ich gelernt.

Donnerstag, 25. März 2010

23. Wer mit den großen Hunden pinkeln will!


Um mir selbst einen Eindruck zu verschaffen, was in der gehobenen Gastronomie so alles geboten wird, reserviere ich kurzerhand und schaue einfach selbst nach. Ichmuss gestehen, es verlässt mich ein wenig der Mut. An die sternedekorierten Restaurants wage ich mich noch nicht ran. Habe ich doch selbst mein Praktikum in einer Küche absolviert, die vorrangig Schulen und Kindergärten verpflegt. Nach meinen vielen Versuchen selbst Appetitlichkeiten auf den Teller zu bringen, halte ich es nun schlicht weg an der Zeit selbst zu schauen, was auf dem Markt so geboten wird. Ein passendes Restaurant zu finden ist allerdings gar nicht so einfach. Auf dem Weg von meiner Wohnung zum nächst gelegenen Supermarkt habe ich fünfmal die Gelegenheit einzukehren. Und der Supermarkt ist wirklich nicht weit weg. Davon sehen zwei aus, als böten die Gastronomen mehr als nur Bistroküche. Eine Suche im Internet bleibt zunächst ebenfalls erfolglos. Geben Sie mal 'Toprestaurant' und ihren Städtenamen ein. Man wundert sich wie viele Toprestaurants die eigene Heimatstadt besitzt. Eigentlich logisch. Sollte ein Restaurant damit werben, dass dort totaler Murks gemacht wird? Auch mit 'Gourmetrestaurant', 'Haute Cuisine' oder 'Feinschmeckerlokal' wird die Internetsuche nicht besser. Am Besten ist doch immer noch Mundpropaganda. Nur kenne ich kaum Leute, die in Hochpreisigen und hochdekorierten Wirtsstuben verkehren. Auf der Suche nach den Sternen habe ich herausgefunden, dass in meiner Gegend sich gerade mal drei Einsterner im Umkreis von zirka achtzig Kilometer befinden. In der Stadt, in der ich lebe - Fehlanzeige. Dann gibt es da die Restaurants, von denen man schon gehört hat und die, die man schon mal gesehen hat. Wer oder was gibt also Auskunft über die Qualität unserer Restaurants? Klar, wir haben den Michelinführer, den mit den Sternen. Dann gibt's da noch das Punktesystem von Gault Miliau, die Vartaempfehlungen, die Bertelsmannhauben, den Bib Gourmand und den Arallöffel. Vermutlich gibt's noch einige mehr. Apropos Aral, wussten Sie, dass der Michelinführer ursprünglich mal einen französischer Tankstellenführer für Fernfahrer gewesen ist?
Ich ziehe die Sache nun von hinten auf. Ich klappere die Restaurants ab, die in Frage kommen und schaue, ob ich hier Einträge, Empfehlungen oder sonstige Hinweise im Internet bekomme. Und Tatsächlich, so rum funktioniert es. Ist allerdings unpraktisch, wenn man als Besucher in unsere Stadt kommt. Ich merke schon wieder, es hängt alles vom eigenen Anspruch ab. Und mein Anspruch ist hoch.
Samstagabend. Tisch für zwei. Das Ambiente modern und kühl, jedoch nicht uncharmant. Indirektes Licht und Teelichter auf den Tischen. Der Empfang korrekt und herzlich; aufmerksam.



Befremdlich ist die Art wie eingedeckt wird. Wen mehrere Besteckteile auf dem Tisch irritieren, hat hier erst richtig Schwierigkeiten. Kennen wir doch seit Pretty Woman die grundlegendste aller Grundregeln, nämlich die Bestecke von außen nach innen entsprechend den einzelnen Gängen zu benutzen. Hier liegen die Besteckteile jedoch oberhalb des Platzes in doppelter Ausführung dort, wo normalerweise das Dessertbesteck zu liegen hat. Ein Kaffeelöffel direkt auf dem Platz und ein Suppenlöffel keck in einem fünfundvierzig Grad Winkel gespreizt. Nun ja, was ist schon normal. Ich persönlich tendiere doch eher für klassischen Service und bevorzuge die Avantgarde in der Küche. Der Gruß aus der Küche, eine Parmesanmousse mit einem krossen Schinkenspeckstreifen war geschmacklicheinwandfrei. Das Glas, in dem es serviert wurde, die Mousse und auch der Schinkenstreifen waren kalt. Der Gruß schickte ebenfalls fröstelnde Boten aus dem Kühlraum mit. Ein Auftakt, der auf mich den Anschein von Vorbereitung erweckte und nicht von frisch zubereitet. Dabei soll doch das 'Amuse' Lust auf mehr machen. Das Brot ist lecker und wird mit Olivenöl gereicht. Auf Wunsch ist Butter zu bekommen. Das Öl ist mit Trüffelöl angehaucht.



Die Vorspeisen sehen gut aus und verströmen einen angenehmen Duft. Geschmacklich ausgewogen, die Wachteln zart. Der Linsensalat wurde mit frischen Kräutern angemacht, die ich nicht identifizieren konnte. Ich tippe auf Sauerampfer, liege aber vermutlich total daneben. Der Salat wird üppig auf einer Schieferplatte serviert. Rucola mit Parmesan, eingerahmt durch Parmaschinken. Weniger wäre mehr gewesen. Das Anrichten auf der Schieferplatte ist zwar kreativ, aber unpraktisch. Es ist nahezu vorprogrammiert sich Teile des Salates in den Schoß zu schütten. Die Zusammenstellung klassisch überzeugend.
Die Suppe ist schaumig, cremig und überzeugt durch geschmackliche Einzigartigkeit. Obwohl Ingwer durch seine Schärfe nicht so ganz mein Fall ist und Gerichten ganz schnell eine asiatische Note geben kann, sind hier die Komponenten fein aufeinander abgestimmt.
Die Jakobsmuscheln schmecken so wie Jakobsmuscheln schmecken sollten. Die Sauce aus Orangen, Grapefruit, Butter und Pfeffer, sowie roten Beeren, ist für meinen Geschmack etwas zu säuerlich. Zudem durch die Grapefruit recht bitter. Die Kombination von bitter und sauer ist nicht glücklich gewählt. Die Butter schmeckt man leider kaum raus. Optisch gut gelungen. 



Die Wartezeit bis zum Hauptgang ist mit einer knappen Dreiviertelstunde recht lang gewesen. Das Rinderfilet ist, obwohl nicht nach der Garstufe gefragt wurde perfekt. Butterweich, durchgängig rosa und von weichem und harmonischem Geschmack. Optisch schön angerichtet und mit frittierten Kräutern garniert. Dazu eine feine Sauce, von der man ausgehen kann, dass sie im Hause angesetzt worden ist und zur Demi Glace eingekocht wurde. Eine Freude. Man kann zu recht behaupten, die Hauptspeise ist die Krönung.
Leider kann man das von der Pasta nicht behaupten, die bedauerlicherweise eher etwas fade daher kommt. Da die Karte keine vegetarischen Gerichte zur Auswahl stellt, wurde dieses Hauptgericht ohne die Riesengarnelen bestellt und so bleibt sie wie sie ist, geschmacklich eher langweilig.

Die abschließende Käseauswahl ist eher schwach zusammengestellt. Ausnahmslos Käsesorten von der Stange.  Das Früchtebrot und der Feigensenf sind wahrlich geschmacklich einfallsreiche Beigaben, nur hätte mich das besondere Stück Käse mehr überzeugt. 

Der Service ist durchgängig hervorragend und aufmerksam. Die richtige Verkaufsförderung an der richtigen Stelle. Angenehme Empfehlungen, wo nötig. Die Damen sind äußerst zuvorkommend und Hilfsbereit. Der Preis ist für das, was man geboten bekommt gerechtfertigt.

Dieses Restaurant ist mit dreizehn Gault Millau Punkten ausgezeichnet. Diese stehen für eine sehr gute Küche. Allerdings stehen 12 Punkte nur noch für eine ambitionierte Küche. Und ambitioniert sollte ein Koch doch mindestens sein.

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