Mein persönliches Highlight: VOX - das perfekte Dinner

Wen es interessiert, wie ich die Produktionszeit des "perfekten Dinners" auf VOX erfahren wird hier fündig. Der Produktionszeitraum für die Sendewoche vom 05. bis 09. März war gleich zu Anfang des Jahres - also etwa acht Wochen vor der Sendung.

Mit meinem Gastgebertag am Freitag endet eine anstrengende Woche und vorerst auch dieser Blog. Zu einem Stern habe ich es zwar nicht gebracht, aber kochen, das hab ich gelernt.

Dienstag, 3. Januar 2012

50. Finale in sechs Teilen - TEIL 3 - DIENSTAG

"Bitte Legere sportiv." Das war die Aufforderung unseres Gastgebers des zweiten Tages. Das Wetter draußen hat sich von Regen in Sturm verwandelt. Lange Schlafen, Kaffee trinken, Aufstehen, Duschen, los. Nächster Treffpunkt, nächstes Interview. Die meiste Zeit verbringt man mit Warten. 

Heute bin ich der letzte, der sein Statement zum gestrigen Tag abgeben muss. Neue Einschätzungen und immer wieder die Frage:" Na, was meinst Du, wer ist der Profikoch?" Na mal ehrlich. Wir befinden uns in der Produktion des zweiten Tages. Ich kann mir also noch ein wenig Zeit lassen, bis ich mich endgültig festlege. Ich finde es ganz amüsant, mal diesen und mal jenen zu verdächtigen. Die anderen Kandidaten liefern aber auch von sich aus schon genügend Stoff, dass man seine Meinung getrost immer wieder über den Haufen werfen kann. 
Tag zwei, das Interview wird zur Routine. Das Aufnahmeteam unverändert nett. Treffpunkt heute in einem Frankfurter Café. Nach einer Stunde Warten und dem dritten Café Latte vibriere ich alle zehn Minuten zur Toilette. Das Team ist neunzig Minuten überfällig. Das Café füllt und leert sich. Ich sitze dumm rum. Und hier soll ich jetzt einfach so locker darüber quatschen, warum wieso und wer der Mörder ist? Dann fliegt die Tür auf. Die frankfurter Caféhausgemütlichkeit mit einem Schlag dahin. Kameramann, Tontechnik, Redakteur und Assistenz drängeln sich nahezu gleichzeitig durch die Tür. "Hallo." "Hallo." "Hallo." Taschen, Stative und jede Menge Kabel. Die Kamera wird auf das Stativ geklickt, Ich werde verkabelt. Das ganze verläuft in einer ruhigen Hektik. Licht an - und los. Der Tonmann hat mal wieder Hunger.  Dann ein Problem. Mein T-Shirt hat zu viele dünne Linien. Das Bild flirrt. Check auf dem Monitor. Nee, geht doch alles. Ton ab, Kamera läuft. Ich hole tief Luft. "Halt. Ich muss das Band wechseln."  Ich atme wieder aus. "Das passiert aber oft." sage ich. "Was?" "Na, das ihr die Bänder oder Akkus oder oder oder wechseln müsst." Der Kameramann grinst. "Is nu mal so." Die Fragestunde beginnt. 

Zum Schluss das Menü. Dieses stellt sich heute wie folgt dar:

Pfälzer Trio
***
glückliches Rind
***
eiskalter Thymian



Sparsam formuliert. Meine Vermutung ist, dass sich Harry genug Spielraum offen lässt, für den Fall dass irgendetwas schief geht. Alternativen muss man ja parat haben. Da dieses Menü nicht wirklich irgendwelche Details parat hält, muss geraten werden. Man darf gespannt sein. 

Fünf Minuten vor sechs sind wir fertig. In wenigen Minuten hätte ich eigentlich bei unserem Treffpunkt sein müssen. Allerdings muss ich noch bis in das Nachbarstädtchen Mainz, dass etwa vierzig Minuten von hier entfernt liegt. Damit ist klar, dass auch dieser Tag nicht früher beginnen, geschweige früher als der gestrige enden wird. Mein Taxi kommt. "Sie werden sich freuen." sage ich zum Taxifahrer. "Ja? - Warum?" "Nach Mainz, bitte." " Oh ja, sie haben Recht." Das ist mal eben eine siebzig Euro Fahrt. Aber ein Frankfurter Taxifahrer kennt sich in Mainz nicht aus.  Der Fahrer rast mit gefühlten dreihundert Sachen im Feierabendverkehr gen Mainz. Mein Magen ist noch leer, Zeit zu Essen habe ich heute noch nicht genutzt. Trotzdem wird mir ganz schwummerig bei diesem Tempo. Sechs Kilometer vor dem Ziel passiert das, was wohl auch schon die letzten Tagen den anderen passiert ist. Die Technik versagt und das Navi hängt sich auf. Unsere Treffen sind so geheim, dass selbst die Technik ihren Dienst versagt. Warum sollte es da heute anders sein. Gestern haben drei Kandidaten ihr Ziel erst mit gewaltigen Verspätungen erreicht, heute bin ich es. Mittlerweile befinden wir uns in der Innenstadt. Man fährt jedoch nicht langsamer. Nun kommt noch hinzu, dass der Fahrer permanent am Navigationsgerät rumfummelt. Dieses zeigt immer nur für Sekunden die Strecke an, bevor es wieder dunkel wird. Das Nummernschild des vorfahrenden Kleinlasters wird bedrohlich gut lesbar. Wenig später stecken wir in einer Einfamilienhaussiedlung. Rechts, rechts, links, rechts, beschleunigen, anfahren, mir wird langsam echt schlecht. An der Adresse, die es nicht gibt steht ein Van in der Dunkelheit. Eine dunkle Gestalt zischt mir zu. "Hier rüber!" Das Ganze hat etwas von einer Schlepperbande oder Terroristen. Passanten müssen auch glauben, dass hier in ihrer schönen Nachbarschaft gleich eine Bombe hochgeht. Der Gedanke wird noch irrwitziger, wenn man in den Wagen schaut und uns "Deppen" mit unseren Blindbrillen sieht. Wie heißt es so schön: "Ein bisschen Spaß muss sein."

Die letzten Meter geht es wieder im Blindflug zum Ziel. Diesmal aber schneller. Man hat mittlerweile Routine. Einsteigen, aussteigen, Sichtbrille auf, Sichtbrille ab. Einmal als Totale, einmal als Close up. Damit wir es nicht verlernen, das ganze noch einmal. An der Tür angekommen ein sichtlich nervöser Gastgeber. Der Harry tut mir echt leid. Aber wenn dieser Tag vorbei ist, dann hat er es hinter sich. 

Der Abend verläuft prinzipiell wie der gestrige. Man isst, man trinkt, man schwafelt dummes Zeug, man wird befragt, einzeln oder auch zu zweit und man schauspielert, was das Zeug hält. 


Als das Dessert durch ist fällt jeglicher Ballast von Harry ab. Er ist sichtlich erleichtert, dass er seine Gastgeberrunde geschafft hat. Für uns indessen warten bereits wieder vier Taxis, die sich dann schließlich mit uns in vier Richtungen aufmachen, nachdem wir unsere Bewertungen abgegeben hatten. 
Die ehrliche und faire Punktevergabe finde ich am schwierigsten und setzt mir wirklich zu. Zehn Punkte Maximum, Null Punkte Minimum. Abzug sind für Dekoration, Ablauf und das Menü möglich. Ich persönlich bin der Ansicht, wenn sich jemand die zehn Punkte verdienen möchte, dann muss es wirklich rund um perfekt sein und einfach krachen.  Da bei Harry das Dessert leider am Menü vorbei kreiert worden war lief es dann bei mir alles in allem auf acht Punkte hinaus.  Ich hätte gerne mehr gegeben. 

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