Mein persönliches Highlight: VOX - das perfekte Dinner

Wen es interessiert, wie ich die Produktionszeit des "perfekten Dinners" auf VOX erfahren wird hier fündig. Der Produktionszeitraum für die Sendewoche vom 05. bis 09. März war gleich zu Anfang des Jahres - also etwa acht Wochen vor der Sendung.

Mit meinem Gastgebertag am Freitag endet eine anstrengende Woche und vorerst auch dieser Blog. Zu einem Stern habe ich es zwar nicht gebracht, aber kochen, das hab ich gelernt.

Sonntag, 27. Dezember 2009

4. Das Ei des Kolumbus

Es ist an der Zeit nach all den schönen Worten und guten Vorsätzen Taten folgen zu lassen. Nur womit? Ich weiß ehrlich gesagt nicht, wo ich nun anfangen soll. Ich behaupte von mir selbst, dass ich sogar Wasser anbrennen lassen, aber das ist natürlich quatsch. Ich setze schon mal Wasser auf und vergesse es dann. Auch Milch habe ich schon mal erhitzt. Ich weiß auch, dass man diese genau im Auge behalten sollte, damit sie nicht überkocht. Nur wann brauch ich schon mal heiße Milch? Oh doch halt - natürlich. Für Vanillepudding aus der Tüte. Aber auch da gibt es mittlerweile Alternativen. Ist das schon kochen? Ich schaue wieder in meine Fibel. Ich wünschte sie wäre mehr in Lektionen aufgebaut. Im "Roten Löffel" gibt es erst alles Theoretische. Vom Fachterminus über das ganze drum herum bis hin zur Vollendung auf dem Tisch. Ich frage mich, ob man das alles wissen muss, oder ob es reicht, wenn man davon schon gehört hat. 
Also, da ist die Ernährungslehre gefolgt von Einkaufsberatung. Dann kommen viele Informationen zu Lebensmittelkunde, Lebensmittelgesetzen, Güteklassen, Zusatzstoffen und Vorschriften. Beendet wird der erste Teil mit Gewürzen und Kräutern. Wenn ich weiter blättere erfahre ich, was sich an Töpfen, Rührern und Pfannen in meiner Küche zu befinden hat. Und so geht es weiter und weiter und weiter. Ich bleibe an einem Wort aus dem Lexikon des Garens hängen: "poêlieren". Aber vermutlich mehr wegen der auffälligen Schreibweise, als wegen der Bedeutung, denn die anderen Begriffe aus dem Lexikon sind für mich genauso neu, wie dieses. Poêlieren kommt aus dem Sprachschatz der "Haute Cuisine" (das ist ja was für mich) und ist ein Mittelding zwischen Braten und Dünsten, gelegentlich mit "Braundünsten" übersetzt. Fleisch und Geflügel wird auf ein Bett aus Gemüse- und Schinkenstreifen gesetzt, mit heißer Butter übergossen und im Backofen gegart. Ich überlege kurz, ob ich damit schon mal irgendwann in Berührung gekommen bin. Habe ich das schon mal irgendwo gesehen? Zu Hause bei Muttern bestimmt nicht. Obwohl, wenn ich es recht überlege gab es vor Jahren zu Weihnachten mal einen Karpfen, den sie auf eine große Kartoffel gesetzt hat, damit er nicht umfiele. Vielleicht ist dies ja schon braundünsten? Eigentlich erinnere ich mich nur noch an den Essiggeruch, der vom Garen des Karpfen "blau" herrührte und im ganzen Haus beißend in der Luft lag.

Es kommt ein kurzer Ausflug in die Getränkekunde, die Restaurantfachwelt und ich lerne auf die Schnelle ein mehrgängiges Menü zusammenzustellen. Nun bin ich gewappnet für alles was noch kommt. Die hübschen Bildchen auf den folgenden Seiten motivieren mich maßlos. Es ist ja wohl klar, dass meine Speisen später genauso aussehen werden, wie in diesem Buch. Ich brauche eine gescheite Lernmethode. So entschließe ich mich dazu immer wieder zum theoretischen Teil vom Anfang zurück zu kehren und mir jeden Tag einen neuen Absatz vorzunehmen. Nun will ich aber endlich anfangen und selbst etwas kochen.

Durch das diesjährige Arbeitnehmerweihnachten ist der Kühlschrank mittlerweile fast bis zur Gänze geleert. Nicht das ich über die Festtage kulinarische Highlights bevorratet hätte, aber selbst die Basics gehen mittlerweile zur Neige. Es ist noch ein bisschen Halbfett und etwas normale Butter da. Ein paar Eier, ein paar Blätter Feldsalat, ein große Tüte Salatmix -Ablaufdatum heute, Parmesankäse am Stück in einer

Frischhaltedose und gewürfelter Schinkenspeck. Vom Frühstück sind noch ein paar Schinken- und Salamischeiben über. Dann sind dort noch ein paar andere Kleinigkeiten, die aber nicht wirklich wichtig sind, da ich sie in dem Zusammenhang des kochen Lernens für den Moment nicht einbauen könnte. Koche ich also Eier. Ich beginne mit dem Frühstücksei. Und schon stellt sich die erste Frage. Lege ich das Ei in das kalte Wasser und erhitze dann, oder lege ich das Ei in sprudelnd kochendes Wasser? Ich entscheide mich für die Kaltwasservariante. Ist wohl instinktiv auch die richtige. Ich habe gelesen, dass Eier in heißes Wasser gelegt doch noch etwas häufiger platzen. Aber hier scheinen sich die Geister zu scheiden. Nachdem das Ei fertig gekocht hat, schrecke ich es kurz unter kaltem Wasser ab und stelle es in einen Eierbecher. "Und nun?" frage ich mich selbst. An diesem Punkt habe ich mein erste Aha-Erlebnis: Ich muss mir zunächst Gedanken über das machen, was ich zubereiten will. Ich kann ein Ei kochen, um es als Frühstücksei zu servieren, es hart kochen lassen, um es für einen Salat in Scheiben zu schneiden oder einfach nur auf gebuttertes Brot zu legen, oder, oder, oder. Ich muss mir also zunächst Sinn und Zweck klar machen, sowie das Ziel vor Augen halten. Also werde ich beim nächsten Mal ein Frühstücksei kochen, es in kaltes Wasser legen, wenn das Wasser kocht drei bis 4 Minuten köcheln lassen, abschrecken und im Eierbecher servieren. So sollte ich ein Wachsweiches Ei erhalten, welches bis auf einen leicht flüssigen Kern komplett gestockt sein sollte. Ich schmunzele, denn ich muss an meine alte Tante Ilse denken. Bei ihr gab es immer hartgekochte kalte Eier, deren Eigelb nahezu grün waren.


Ich fahre fort und mache ein Rührei. Ich bekomme ein weiteres Aha-Erlebnis. Zum Kochen gehört Kreativität. Noch als ich die Butter in der Pfanne erhitze mache ich mir meine Gedanken darüber, wie ich das Rührei präsentieren möchte. Ich brate separat ein paar
Speckwürfel an, garniere den Teller mit einem Blatt Feldsalat, das noch nicht gänzlich welk ist. Ich muss einen weitere Tiefschlag hinnehmen. Wenn Butter zu heiß wird, wird sie braun. Das Produkt in der Pfanne ist unansehnlich und schmeckt leicht bitter und verbrannt. Das dies die Art ist "Nussbutter" herzustellen, was also durchaus gewünscht sein kann, ist mir zu diesem Zeitpunkt noch nicht bewusst. Noch mal das ganze. Ich wische die Pfanne mit einem Küchenkrepp sauber und erhitze ein neues Stück Butter. Dieses Mal passe ich auf. Das Ei schlage ich auf und verquirle es in einer Schale. Ich gieße es in die heiße Pfanne und verrühre es mit einem Pfannenschaber. Ich passe auf, dass das Ei nicht grieselig wird sondern schöne große aufgerührte Flocken entstehen. Bevor es ganz gestockt ist und trocken wird hole ich es aus der Pfanne und richte es auf meinem Teller an. Erst jetzt salze ich es und streue etwas Pfeffer aus der Mühle darüber. Das sieht auch auf dem Teller gut aus. Das haben die in den Kochsendungen auch oft so gemacht.
Die Dritte Herausforderung für diesen Tag soll ein pochiertes Ei werden. Was das genau ist, wusste ich bis dato nicht. Und so soll es auch nicht verwundern, dass dies auch ordentlich in die Hose gegangen ist. In einem Topf Wasser zum Kochen gebracht und einen Schuss Essig hinzugefügt. Wider besseren Wissens habe ich den erst besten Essig verwendet, den ich aus der Schublade gegriffen habe. Allerdings hätte mir das selbst schon komisch vorkommen müssen, denn den leckeren Apfelessig verwende ich in den seltensten Fällen zum Anmachen von Salat. Die Dunstwolke, die aus dem Topf steigt legt sich beißend auf die Atemwege. Den Topf nehme ich von der Kochstelle und schlage das Ei auf. Erste Eiweißfäden ziehen sich durch das Wasser. Ich lasse den Rest in das Essigwasser gleiten. Das Eiweiß gerinnt und hinterlässt eklig weiße Spuren im Wasser. Die ganze Brühe wird milchig. Irgendwo in den Tiefen schimmert das klebrige Eigelb hervor. Ich bin mir ziemlich sicher, dass das nicht geklappt hat. Ich mache mir auch schon gar nicht mehr die Gedanken, wie ich mit einem Löffel das Eiweiß über das Eigelb legen soll. Bevor alles in die Tonne geht, probiere ich ein kleines zusammenhängendes Stück. Der Geschmack lässt sich am Besten mit eklig sauer umschreiben. Ab in den Schacht damit.
Neuer Versuch. Ich nehme diesmal weißen Balsamicoessig und schütte ihn in das kalte Wasser. Zusammen mit einem Teelöffel Salz erhitze ich das Ganze und nehme es vom Herd als es sprudelnd kocht.


Das Ei gebe ich vorher aufgeschlagen in eine Tasse. Der Henkel ist hilfreich das Ei nun langsam knapp über der Wasseroberfläche in den Sud gleiten zu lassen. Siehe da, es bleibt am Stück. Ich habe zwar nicht auf die Uhr geschaut, hole es aber nach geschätzten vier Minuten mit einem Pfannenwender, weil so das überschüssige Wasser ablaufen kann, aus dem Wasser. Auch hier bin ich nun wieder kreativ geworden. In einer Pfanne habe ich einen Streifen Schinken nestförmig angebraten, einen Teller mit Feldsalat garniert und das pochierte Ei dann in das Schinkennest gelegt. Salzen und Pfeffer aus der Mühle - fertig! Das ultimative Geschmackserlebnis hatte ich allerdings, als ich das Ei probierte. Der Eidotter entleerte sich mit einem "Wappen" als ich es mit der Gabel anstach. Die Konsistenz war nahe zu perfekt. Geschmacklich ist die Wahl des Balsamicoessigs eine gute Entscheidung gewesen. Was soll ich sagen: ich habe schon etwas gelernt, es hat Spaß gemacht und ich weiß, dass ich morgen am Montag eine Menge einzukaufen habe. Ich brauche weitere Küchenutensilien und vernünftige Lebensmittel.

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