Mein persönliches Highlight: VOX - das perfekte Dinner

Wen es interessiert, wie ich die Produktionszeit des "perfekten Dinners" auf VOX erfahren wird hier fündig. Der Produktionszeitraum für die Sendewoche vom 05. bis 09. März war gleich zu Anfang des Jahres - also etwa acht Wochen vor der Sendung.

Mit meinem Gastgebertag am Freitag endet eine anstrengende Woche und vorerst auch dieser Blog. Zu einem Stern habe ich es zwar nicht gebracht, aber kochen, das hab ich gelernt.

Montag, 3. Mai 2010

29. Zwischenbilanz



Eine Bilanz ist die Gegenüberstellung der aktiven und passiven Bestände zu einem bestimmten Stichtag. Eine Zwischenbilanz greift dem eigentlichem Stichtag voraus und wird zu einem Zeitpunkt vor oder nach dem eigentlichen Bilanzierungszeitpunkt erstellt. Sie ist eine Momentaufnahme.

Halten wir also nun nach vier Monaten den aktuellen Zustand fest.

Am 23. Dezember letzten Jahres hatte ich 6 Weißweingläser und 6 Rotweingläser, zwei Töpfe, zwei Pfannen und eine Espressomaschine. Gerade soviel Besteck und Geschirr, dass ich nur einmal in der Woche die Spülmaschine laufen lassen musste. Teller von Ikea, Kaffeebecher für den Tagesgebrauch und Tassen mit Untertassen für das Wochenende. Lieblingsspeise: Hühnerfrikassee aus dem Kochbeutel mit Reis, mit Zartweizen, mit Nudeln.
Es gab Phasen der Nullkalorienernährung und es gab Phasen der Scheißegalernährung. Gekocht wurde eigentlich nur abends. Wenn ich Nudelwasser aufgestellt habe, bin ich eingeschlafen. Auch wenn ein Frikasseekochbeutel vor sich hin blubberte schlief ich ein. Resultat: Hochfrequenter intermittierender Lärm eines Rauchmelders der die Bewohner des Wohnhauses an meine Tür hämmern ließ. Wer schlief und vom Essen nichts wissen wollte, war ich.

Ich kann mich gar nicht recht erinnern, wie alles begann. Ich glaube es war das Pochieren. In heißem Wasser gegart. Erst ein Ei, dann ein Rinderfilet. Ab da überschlugen sich die Ereignisse. Ich lernte Kochen, Dämpfen, Dünsten undBlanchieren, Braten, Sautieren, Frittieren, Schmoren und Braisieren, Gratinieren, Poêlieren, Reduzieren. Das Lebensmittel rückt in meine Lebensmitte.

Nun besitze ich Schneidebretter, ein großes Küchenmesser, kleines Küchenmesser, Tourniermesser, Ausbeinmesser, Filetiermesser, Fleischmesser, Fleischgabel, Brotmesser, Messerstahl, Nachschleifer, Messerblock, Plattiereisen, Küchentücher, Touchons und Passiertücher, reichlich Vorratsdosen mit Deckel, Suppenteller, große Teller, Küchengarn, Ravioliausstecher, Pastetenformen oder auch Desserschalen, Senfpulver, Läuterzucker, Wasserkaraffen, Vorspeisengabeln, kleine Messer, Suppenlöffel, Bunsenbrenner, Vorratsgläser, einen Mörser und einen Stößel, Fleischwolf, Salatschale groß, Salatschale klein, Tischwäsche aus Damast, einen Esstisch mit Stühlen, die Leute trinken Grappa und sie mögen Orangenlikör in den Vinaigrettes, Olivenöl im Salat und Obstbrändle zum verdauen. Da sind Kochbücher und Lehrbücher, der Ausbildungsrahmenplan und "der junge Koch" - das Ausbildungslehrbuch. Die Kochhose, die Kochjacke, die Schürze und das Touchon. Pflicht ist die Kopfbedeckung.
Eine Salatschleuder, Induktionsplatten, Kasserollen in verschiedenen Größen, Sauteusen, Bräter und Großkochtöpfe, der Lurch, die Fritteuse und der Frittierkorb, der Bräter, die Rührschüsseln, die Korkuntersetzer, eine Zuckerwattemaschine, eine Fettkanne und eine Spritze für Braten. Dann ist da die Flotte Lotte, der Zauberstab und Spritzflaschen für Soßen, mehrere "Tim Mälzer", ein Gastronormbehälter, Topfdeckel und Nudelzange, so wie ein Ringelschneider. Dazwischen, Obstler, geiles Olivenöl, Bärlauchöl, eine Flasche ohne Etikett die handgemachtes Olivenöl aus Apulien enthält, Cognac, zwölf Jahre alter Whisky, Portwein, Kräuteröle und Essig und einfach Öl von der Stange, Weißweinessig, Sherryessig, Himbeeressig, Worcestersauce, Estragonessig, Champagneressig alles im Holzbottich, ein Wetzstahl, ein Thermometer, grobes Meersalz in der Nostalgiedose, eine Reibe, eine Pinzette, schwarzer Pfeffer im Glas, ein Geizhals, Suppenunterteller, Messer und Scheiben für den Zauberstab, Fleur de Sel in der Vorratsdose, Tassen, Vorlegebestecke, Salatbestecke, ein Entkerner, einen Kugelausstecher klein, einen Kugelausstecher groß, Zestenreißer, Grätenzange, Sparschäler, Suppenlöffel, Dessertringe in verschiedener Größe und Anzahl, eine Kastenbackform, ein Siebschöpfer, Spicknadel und Küchennadel, Trüffelhobel, Teigschaber, Untertassen und Timbale Formen, die übrigens dazu neigen ganz schnell um zu kippen und daher ziemlich unpraktisch sind. Es geht weiter mit einem Salzstreuer, Sahnesiphon, Fischgabeln, Fischmesser, Suppentassen, Brottellern, Salattellern, Cognacschwenker, Lezithin, Alginat und Chlorid für die Molekularküche, Holzkochlöffel, Schaber, Schneebesen und Kunstofflöffel, Pasten- und Terrinenformen mit und ohne Decke, Backtrennspray, Cassis, Noilly Part, richtig, richtig alter Balsamico, die Jamie Oliver, Schlagscheibe zum Mayonnaise machen, Siebe groß und Siebe klein. Gusseiserne Bratpfannen und noch mehr Aufbewahrungsdosen und Rührschalen, ein Puderzuckerstreuer, eine Silikonmatte und ein Alleschneider von Graef, Spritzbeutel mit Tüllen, Große Teller, Mittelteller und zu guter Letzt: der Durchgeknallte in der Mitte, der das ganze toppt.

Dafür habe ich meinen Job riskiert, zwei wichtige Kunden missgestimmt, mich selbst verstümmelt mit Schnitt- und Brandwunden, einen Freundeskreis, der von meinem Kochfaible profitiert, ein leeres Portemonnaie und vor allem Respekt vor dem Lebensmittel bekommen. Und dafür bin ich dankbar.

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