Mein persönliches Highlight: VOX - das perfekte Dinner

Wen es interessiert, wie ich die Produktionszeit des "perfekten Dinners" auf VOX erfahren wird hier fündig. Der Produktionszeitraum für die Sendewoche vom 05. bis 09. März war gleich zu Anfang des Jahres - also etwa acht Wochen vor der Sendung.

Mit meinem Gastgebertag am Freitag endet eine anstrengende Woche und vorerst auch dieser Blog. Zu einem Stern habe ich es zwar nicht gebracht, aber kochen, das hab ich gelernt.

Montag, 3. Mai 2010

28. Brötchenhölle

Vierundzwanzig Vollkornbrötchen, vierundzwanzig Weizenbrötchen, zwanzig Laugenstangen, aufstehen um fünf Uhr fünfzig. Gassi gehen, Kaffee trinken, um 07:30 am Posten. Salami, Salat und Putenfleisch. Deckel drauf und ab dafür. Ist die Rutsche fertig wird wieder von vorne begonnen. Vierundzwanzig Vollkornbrötchen, vierundzwanzig Weizenbrötchen. Ich bin wieder da!

Es geht wieder los. An einem Donnerstag ereilte mich der Ruf und ich kam. Die Regierung tagt und ich beziehe Stellung an der Versorgungsstelle an welcher sich unsere Damen und Herren Politiker tagsüber nähren. Es ist wie das Arbeiten am sinnbildlichen Futtertrog.  

Für vier Tage kehre ich zurück an den Ort, an dem ich im Winter (Kapitel 19. Plenum) mein Praktikum als Koch absolvieren durfte. Die Stimmung ist aufgewühlt und es sind noch alle da. Man freut sich darüber sich wieder zu sehen. Das Schöne daran ist, dass es völlig anders ist, wenn man wiederkommt. Vielleicht liegt es daran, dass man zeigt, dass man nicht gebrochen wurde, sondern immer noch zu dem steht, was man tut. Doch was tue ich eigentlich? Vierundzwanzig Vollkornbrötchen, vierundzwanzig Weizenbrötchen, zwanzig Laugenstangen. Ein tiefer Schnitt mit dem Sägemesser in die Fingerkuppe meines Mittelfingers schickt mich kurzzeitig in einen septischen Schock. Das Blut spritzt auf den weißen Ärmel meiner Kochjacke. Mir wird kurzzeitig schwarz vor den Augen und meine Knie scheinen nachzugeben und ich kann nichts dagegen tun. Doch der Zeitdruck und die Pflicht fertig werden zu müssen treiben mich an. Auf meiner Fingerkuppe sprudelt ein Vulkan. Pflaster drauf und Fingerkondom drüber. Das Puckern wird einfach ignoriert. Das morgendliche Brötchenbüffet steht. Zeit zum Durchatmen. Ab Mittags kommen dann Wienerwürstchen und Frikadellen dazu. Man beweist einen erlesenen Geschmack.  
Apropos erlesener Geschmack, da fällt mir doch ein schönes Beispiel für Convenience Food und Geschmacksakzeptanz ein. Der Mensch ist, was er isst. Man glaubt kaum, dass er besser ist, wenn er besser isst. Am dritten Tag sind uns für die Schnitzelbrötchen die vorplattierten und panierten Superschnitzel aus dem Großgebinde ausgegangen. Sie sehen aus wie handgeklopft schmecken aber einfach nur panadelangweilig. Das Plenum ohne Schnitzel ist wie der Altkanzler ohne Currywurst. Geht nicht. Also werden in Windeseile frische Schnitzel geschnitten und frisch paniert. Es darf geraten werden. Ich habe an Tag vier doppelt soviel Schnitzelbrötchen machen müssen, wie die Tage zu vor. Woran das nur liegt?

Wie ja schon erwähnt ist die Küche unter dem Plenarsaal. Was bedeutet, dass vom Kaffeebecher bis zum Schnitzelbrötchen der ganze Mist  nach oben gekarrt werden muss. Der Weg ist weit und umständlich. Die beiden alten engen Fahrstühle teile ich mir mit einer Putzfrau und dem Kerl von der Poststelle. Es gibt ein Oben, Mitte, Unten und einen Keller. Mein Weg führt durch zwei Sicherheitskontrollen vom Unten zur Mitte. Die Putzfrau muss vom Oben in den Keller und der Postmann springt durch alle Korridore, was dazu führt, das nie ein Fahrstuhl da ist, wenn man ihn braucht. Und ich brauche ihn oft.
Und eine Sache klärt sich auf. Die Stampfgeräusche (siehe auch Kapitel 19. Plenum), deren Ursprung nicht zu ermitteln war und mit keinem Ritual der deutschen Politik in Verbindung gebracht werden konnte, sind banaler als einst angenommen. Wenn ein Redner nun etwas besonders Tolles sagt, bekommt er von seinen Zuhörern, die sich im Saal befinden seinen wohlverdienten Applaus. Den wiederum spenden diese durch einfaches in die Hände klatschen, aber auch durch Klopfen mit den Fingerknöcheln auf die Tische. Der Komplette Plenarsaal ist mit Holz ausgekleidet und die Tische sind mit Säulen und Zapfen direkt in den Boden eingelassen. Die bauliche Substanz lässt nur die dumpfen Laute bis zu uns in die Küche herunter dringen und diese klingen wie oben erwähntes unerklärliches Stampfen. Verrückt. 

Vier Tage sind um. Es wird Zeit für mich weiter zu ziehen. 

Keine Kommentare:

Kommentar veröffentlichen